Die Ausstellung von Vassil Valev (1934 – 2021) und Bissera Valeva im Bulgarischen Kulturinstitut in Berlin stellt zwei etablierte Künstler der bulgarischen Kunstszene vor, die auf eine respektable kreative Biografie zurückblicken können. Auch als Professoren für Malerei und Zeichnung an der Akademie der Schönen Künste und der Sofioter Universität in Sofia sind sie maßgebliche Autoritäten.
In diesem gemeinsamen Auftritt von Vater und Tochter treffen zwei Welten aufeinander, die scheinbar Generationen voneinander entfernt sind, sich aber in ihrer Sensibilität und ihrem Verständnis für die Sprache der Malerei besonders nahe stehen. Sie treffen sich in einer Art Dialog – als Kommunikation und Komplementarität von eigenständigen und unabhängigen Künstlern in ihren künstlerischen Entscheidungen.
Die Biografie von Vassil Valev ist eng mit der Entwicklung der Aquarellmalerei in der bulgarischen Kunst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verbunden. Als Initiator und Mitorganisator angesehener Kunstforen in den 1970er und 1980er Jahren widmete er sich aktiv der Aquarellkunst, nicht nur als Künstler, sondern auch als deren Popularisator. Seine Werke in dieser Technik, hauptsächlich in den Genres Landschaft und Stillleben, bleiben der klassischen Vision treu und bewahren die Frische der Beziehung zwischen dem Künstler und der umgebenden Welt. Die Aquarellfarbe wird in ihnen bis zu ihrem maximalen Potenzial für plastischen und farbigen Ausdruck eingesetzt.
Auf der Grundlage eines ähnlichen Verständnisses geht Bissera Valeva bei ihrer Suche nach bildlicher Faktur noch weiter und entfernt sich deutlicher von der realistischen Form. Das sichtbare Objekt wird in ihren Werken von seiner physischen Dichte befreit, um sich in Richtung metaphorisch-assoziativer Bilder zu öffnen. Oft überschreiten ihre Kompositionen ganz natürlich die Grenzen zum Abstrakten und überwinden die Umwandlung in plastische Materie mit Leichtigkeit.
Die Ausstellung macht das Publikum mit zwei Künstlern bekannt, die dem Aquarell treu geblieben sind – gekonnt und bis zur letzten künstlerischen Geste beherrscht, mal von sanfter Melancholie besänftigt, mal von Freude und Licht durchdrungen. Manchen mag das zu traditionell und weit entfernt von der Dynamik von heute erscheinen. Aber gerade in solchen Überschneidungen können wir einen Dialog über den Wert der Kunst und ihre endlosen Verkörperungen suchen.
Anelia Nikolaeva
Kurator, Chefkurator der Nationalgalerie in Sofia
Vassil Valev (1934-2021) machte seinen Abschluss in „Dekorativer – Monumentaler Malerei“ an der Nationalen Akademie der Schönen Künste unter Prof. Georgi Bogdanow im Jahr 1959. Seit 1964 nahm er regelmäßig am künstlerischen Leben des Landes sowie an repräsentativen bulgarischen Ausstellungen im Ausland teil. In den Jahren 1967 – 1972 war er Lehrer an der Kunstschule (Nationale Schule für Schöne Kunste „Iliya Petrov“) und war seit 1990 Professor für Malerei an der Nationalen Akademie der Schönen Künste. Er hat an der Neuen Bulgarischen Universität, der Freien Universität Varna und der Freien Akademie „Jules Pascin“ unterrichtet.
Er hat zahlreiche Einzelausstellungen in Bulgarien sowie in Bagdad (Irak) und Bogotá (Kolumbien) organisiert und wurde wiederholt bei bulgarischen und internationalen Ausstellungen und Wettbewerben ausgezeichnet. Seine künstlerische Spezialisierung absolvierte er 1985 in der „Cité des Arts“ – Paris.
Seine Werke befinden sich im Besitz der Nationalen Galerie der Schönen Künste, der Staatlichen Galerie der Schönen Künste, anderer Galerien des Landes sowie in privaten Sammlungen im In- und Ausland – Vietnam, Deutschland, Russland, USA, Nordmazedonien, Slowenien, Serbien, Türkei, Finnland, Frankreich, Kroatien usw.
„Vassil Valevs Kunst ist ein wahres Gleichnis für den Realismus – für seine unbesiegbare Aktualität, seine unerschöpfliche Vielfalt.
Sie nennen ihn einen lyrischen Künstler. Die Wahrheit sieht anders aus – er ist ganz in dem rohen erschütternden Drama. Vor allem in den Werken mit Kompositionen aus menschlichen Figuren. Es sind Menschen, die die nackte Erde betreten und ihr geweiht haben – in jedem vom Künstler eingefangenen Moment, in jedem Zustand. Aber das Drama entsteht nicht nur durch die Mimik der Gesichter. Sie liegt in der Farbgebung – gedämpft, verdunkelt, um die schwelenden Tiefen der Gefühle zu erreichen. Der Dramatismus ist das Herzstück und der Kern der Landschaften von Prof. Valev – in der kraftvollen Faltung der Bergsilhouetten, in der abrupten Steilheit, in den Windungen der Baumäste…
Dasselbe lässt sich in den Stillleben des Künstlers erkennen – in ihnen verlieren die Gegenstände ihren häuslichen Zweck, um sich in pittoreske Bilder zu verwandeln, die sich der schöpferischen Absicht unterordnen, die bei diesem Autor immer dramatisch ist.
Bei Vassil Valev ist das Drama eine Andeutung, keine Handlung. Und hier wird der Faden der Möglichkeiten des Realen weitergesponnen – nicht endlos als Kosmos, sondern als Leben, das unmittelbar um uns herum ist und an dem wir selbst teilhaben.“
Yordan Yankov – Dichter
Bissera Valeva schloss ihr Studium der „Wandmalerei“ bei Prof. Mito Ganovski an der Nationalen Akademie der Schönen Künste in Sofia. Seit 1994 arbeitet sie an der Sofioter Universität „Hl. Kliment Ohridski“ und seit 1997 ist sie Privatdozentin im Fachbereich „Malerei“ an der Nationalen Akademie der Schönen Künste in den Fachgebieten „Grafik“ und „Buch- und Druckgrafik“.
Seit 2005 ist sie Doktor der Pädagogik und Professor für „Zeichnen und Komposition“ (2013) an der Universität Sofia. Sie arbeitet im Bereich der Malerei – sowohl an der Staffelei als auch in der Monumentalmalerei, mit besonderem Interesse an Arbeiten auf Papier.
Seit 1991 ist sie Mitglied des Verbands der bulgarischen bildenden Künstler und hat seit ihrem Abschluss aktiv an allen vom Verband und privaten Galeristen und Stiftungen organisierten Ausstellungen teilgenommen.
Sie hat mehrere Auszeichnungen und Preise gewonnen (für das Porträt des Hl. Obretenov, für Zeichnung, Wandmalerei-Komposition und Studienetüde) während ihres Studiums und in ihrer späteren künstlerischen Tätigkeit.
Sie spezialisierte sich 2005 an der „Cite des Arts“ in Paris und 2012 an der „La Escosesa“ in Barcelona.
Ihre Werke befinden sich in staatlichen Galerien und Privatsammlungen in Bulgarien sowie in Nordmazedonien, Rumänien, Russland, Deutschland, Großbritannien, Zypern, Moldawien, den USA, Kanada, Spanien, Jugoslawien, Frankreich, Griechenland, Montenegro, usw.
Sie lebt und arbeitet in Sofia und hat eine Reihe von Einzelausstellungen in Bulgarien und im Ausland.
Ort: Bulgarisches Kulturinstitut
Leipziger Str. 114 – 115, 10117 Berlin
Eintritt: frei