Eröffnung: 14. November 2024 19:00 | Finissage: 10. Dezember 2024 | Ort: Bulgarisches Kulturinstitut | Leipziger Str. 114–115, 10117 Berlin | Eintritt: frei
Kuratorin: Galina Dimitrova
Künstler: Maria Nalbantova, Martin Penev, Martina Vacheva, Nevena Ekimova, Radostin Sedevchev
Die Ausstellung „Scham und Schuld“ präsentiert neue Werke von fünf jungen bulgarischen Künstlern – Maria Nalbantova, Martin Penev, Martina Vacheva, Nevena Ekimova, Radostin Sedevchev -, die speziell für dieses Projekt geschaffen wurden. Es handelt sich um den zweiten Teil einer Trilogie („Angst und Liebe“, 2023, und „Sorge und Heilung“, 2025), in der die zeitgenössischen Ansichten und Überlegungen zu diesen ursprünglichen Gefühlen der Menschen und deren Wechselbeziehungen untersucht werden.
„Scham und Schuld“ stellt die Sichtweise von fünf jungen Künstlern vor, von denen jeder eine ausgeprägte kritische Haltung an den Tag legt und beim Erschaffen eines Kunstwerks einen individuellen Ansatz verfolgt. Zum Projekt gehörten ein langer Prozess des Erforschens, die individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema und zahlreiche Treffen sowohl innerhalb des Teams als auch mit externen Beratern. Das Interesse am Thema Scham und Schuld erklärt sich aus der gegenwärtig herangereiften Zeit, in der die bulgarische Gesellschaft zwischen Stereotypen und Verhaltensmustern hin- und hergerissen ist. Hier spiegeln sich Geschichten und Traumata des Sozialismus und der Übergangszeit im Land wider, die nicht ausgesprochen, nicht aufgearbeitet wurden. Das Projekt konzentriert seine Untersuchung auf die Scham als moralisches Korrektiv und auf die Schuld aus dem Erbe früherer Generationen. Einerseits wird untersucht, wie persönliche Schamgefühle aus gesellschaftlich auferlegten Verhaltensnormen entstehen. Andererseits wird das emotionale Erbe betrachtet, das jede nachfolgende Generation mitbringt. In unserem Kontext ist dies mit vielen Problemen belastet, die sich im Laufe der Zeit durch den schwierigen Übergang angehäuft haben, durch die tiefe politische Krise und die Spaltung der Gesellschaft aufgrund der Einstellung zum Erbe des Sozialismus.
Die Werke der jungen Künstler erklären, was bei ihnen Scham- und Schuldgefühle auslöst. Interessant, dass die Mehrheit von ihnen sich mit der „Scham aus zweiter Hand“ beschäftigen, der Scham, die durch Handlungen anderer hervorgerufen wird oder durch Vorgänge im öffentlichen Raum, auf die wir – als normale Bürger – keinen Einfluss haben. Einige der Projekte entstanden aus dem Unvermögen, menschliche Handlungen und Verhaltensmuster zu stoppen oder zu ändern, die Leben und Gesundheit der Menschen beeinträchtigen oder der Natur katastrophalen Schaden zufügen.
Die Ausstellung bringt diese unterschiedlichen Perspektiven und künstlerischen Ansätze zusammen und baut eine fesselnde Erzählung über Scham und Schuld in der heutigen Gesellschaft auf. Mal ist diese erschütternd und sogar brutal, mal poetisch und humorvoll, sie lenkt aber verantwortungsbewusst die Aufmerksamkeit auf ernste Themen. Wir hoffen, dass die Ausstellung eine breitere Debatte darüber anregen wird, wie die jünge Generation Scham und Schuld empfindet und wie wir das kollektive Trauma der Vergangenheit überwinden können. Damit wir die Herausforderungen der Gegenwart erfolgreicher bewältigen.
Die Ausstellung „Scham und Schuld“ in Berlin wird in Partnerschaft zwischen der Städtischen Kunstgalerie Sofia und dem Bulgarischen Kulturinstitut – Berlin mit freundlicher Unterstützung der Singer-Zahariev Stiftung organisiert.